Hast Du Dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie ein Torwart in der Bundesliga den Ball vom Strafraum in das Feld werfen kann und mühelos ¾ der Gesamtlänge überwindet?
Wahrscheinlich hast Du das gesehen und Dir einfach gedacht, das ist so. Werde ich nie können. Dafür steht da ein Profi auf dem Feld.
Ja, das ist ein Profi, aber er hat diese Kraft jahrelang geübt.
Was sich der Torwart zu nutzen macht ist der sogenannte Serape Effekt.
Der Serape Effekt ist eine Rotationbewegung des Körpers, genauer gesagt des Rumpfes, der die Leistungsfähigkeit des Körpers drastisch erhöht.
Der Serape Effekt wird in Sportarten geübt, in denen Rotationen wichtig sind, so wie z.B. Boxen, Martial Arts und Diskuswerfen.
Dabei werden ganze Muskelgruppen, die am Serape Effekt beteiligt sind, gedehnt, um dann mit erhöhter Kraft zurückzuschnappen. Das kreiert mehr Leistung und Kraft. Entscheidend ist hier aber auch die hohe Geschwindigkeit, die der Serape Effekt auslöst und auch benötigt.
Am Serape Effekt sind der Rhomboideus, der Serratus Anterior, die internen und externen Obliques beteiligt. Sie bilden quasi eine Kette, die sich um den Rumpf legt und durch Rotation erst richtig genutzt wird.

Eine trainierte Muskelkette
So ist es nicht verwunderlich, daß ein ausgebildeter Boxer beispielsweise mit einem Schlag 5000 Newton an Kraft generieren kann. Zum Vergleich: das ist ungefähr die Hälfte der Kraft, die ein 1 Tonne schweres Auto auf den Boden ausübt!
Gut ausgebildete Kampfsportler können mit einem gut ausgeführtem Kick sogar bis zu 9000 Newton an Kraft generieren!
In den USA werfen Baseballwerfer den Ball mit 100 Meilen pro Stunde! Das ist vollkommen verrückt!
Unsere Muskulatur ist also kurz gesagt so konzipiert, daß sich die linke Schulter mit der rechten Hüfte verbindet und anders herum.
Zu sehen ist das z.B. bei einem anstehendem Wurf. Die rechte Wurfarm hebt sich, die rechte Schulter geht zurück und nimmt den Arm mit. Zeitgleich geht die rechte Hüfte nach vorne. Der Serape Effekt in Vollendung.
Unser Körper wickelt sich quasi selbst auf und „entwickelt“ sich wieder, um damit unvorstellbare Kraft zu generieren.
Kraft kommt also immer aus der Rotation aka Muskelkette heraus und nicht aus dem Aktivieren einzelner Muskeln.
Und genau so bewegt sich der Mensch. Wir alle nutzen den Serape Effekt, ansonsten könnten wir uns nicht bewegen.
Übrigens ist es genauso im Gehirn. Die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Körperhälfte und umgekehrt.
Warum also vernachlässigen wir diesen Effekt im Training?
Für die meisten von uns geht im Fitnessbereich immer nur hoch/runter und vor/zurück, was natürlich wichtig ist, aber unvollständig.
Ich glaube, daß jede Sportart vom Training des Serape Effekts profitieren kann, wenn er endlich in den Mittelpunkt gerückt wird und der Core nicht mit stundenlangen, fast nutzlosen Brunches malträtiert wird.
Wir müssen anfangen nicht linear zu denken. Das wäre ein Anfang.

Wie trainiert man den Serape Effekt?
Es ist wichtig die Transversalebene nicht zu vernachlässigen. Wir müssen Übungen wählen, die den Körper in Rotation versetzt.
Wir können beispielsweise einen Medizinball oder einen Slamball nehmen und ihn gegen eine Wand schleudern, indem man aus der rotierten Hüfte heraus wirft.
Man kann mit einem Hammer auf einen alten Reifen einschlagen.
Und, ja, man kann Kettlebells und Clubbells nutzen. Rotation gehört hier zur Grundausstattung. Und wer hat schon einen Trekkerreifen im Garten liegen…(ich wohl nächstes Jahr…aber ich muß noch mit meiner Frau sprechen…). Aber ihr wißt, was ich meine.
Man kann mit Resistent Bands arbeiten und auch vollkommen ohne Equipment mit dem eigenen Körpergewicht. Sucht euch einfach Übungen aus, die Euren Körper einseitig belasten, damit die andere Seite muskulär und neurologisch zu arbeiten beginnt.
Vollkommen Untrainierte sollten sich anfangs einfach mehr bewegen. Selbst beim Spazierengehen nutzen wir den Serape Effekt. Intensität kann man immer steigern. Einfach mal erst mal nur anfangen und eine Basis aufbauen.
Und egal, wie weit man es treibt mit dem Muskelaufbau, es kann nicht zu viel werden.
Wer profitiert vom Serape Effekt
Sportler und Untrainierte profitieren von diesem Training. Der Unterschied beim Sportler ist das zielgerichtete Training, um in seinem Sport besser zu werden.
Der Untrainierte profitiert aber auch durch eine bessere Körperbeherrschung und dadurch einem reduziertem Verletzungsrisiko im Alltag.

Ein Gedanke zu ”Der Serape Effekt“