Ich glaube daran, daß es immer besser ist, wenn wir in einen Kampf geraten, diesen so schnell es geht zu beenden, um sich schnellstmöglich aus der Situation zu entfernen.
Körperliche Auseinandersetzungen müssen und sollten nicht solange gehen, daß der ursprüngliche Aggressor so sehr verletzt ist, daß er mental und physisch nicht mehr in der Lage ist, weiterzumachen. „Ursprünglich“ meine ich, daß die Seiten hier schnell wechseln können, wenn man einen Kampf unnötig in die Länge zieht.
Ich bin nicht der Meinung, daß man jemanden „fertig machen“ sollte. Es gibt moralisch und rechtlich hier überhaupt keinen Spielraum.
Selbstverteidigung ist etwas, daß ich anwende, um meine physische und psychische Gesundheit zu schützen. Das erreiche ich nicht, indem ich bei bleibe, jemanden zu zerstören, wenn ich mich schon längst hätte aus der Situation befreien können.
Wenn man nicht in der Lage ist, den Kampf zu seinen Bedingungen zu beenden, ist man selbst der Aggressor geworden. Es ist unbedingt wichtig im Selbstverteidigungsunterricht zu erklären, daß man jederzeit seinen Exit Point, den Punkt, an dem es genug ist, erkennt.
Wir sind emotional gesteuert und haben nur unsere Rationalität als Beifahrer in unserem Leben.
Emotional hoch anstrengende Situationen wie einen Kampf, können unsere Fähigkeiten die Rationalität also Steuerungselement hinzuzuziehen, schnell über Bord werfen lassen. Mit anderen Worten: wir können unser Ziel, die Selbstverteidigung, aus den Augen verlieren.
Hinzu kommt, je länger ein Kampf dauert, desto eher ist es wahrscheinlich das Dritte hinzukommen oder das Waffen ins Spiel kommen.
Man sollte immer davon ausgehen, daß Aggressoren bewaffnet sind, auch wenn man im ersten Augenblick nichts sieht. Messer sind leicht zu verstauen in Jackentaschen o.ä. und im Grunde nicht zu verteidigen ohne ernsthafte und mit guter Wahrscheinlichkeit tödliche Verletzungen davonzutragen.
Je länger ein Kampf dauert, desto wahrscheinlicher geht man zu Boden, entweder allein oder mit seinem Gegenüber zusammen. Bodenkampf wollen wir unter allen Umständen vermeiden. Der Spielraum ist hier wahnsinnig eingeengt und man ist zu verbliebenen stehenden Personen in einem entschiedenen Nachteil.
Im Training trainieren wir mehrere Schlag/Trittabfolgen und -kombinationen, weil es leichter ist zu stoppen, als weiterzumachen.
Ich lege aber im Training wert darauf einen guten Intialschlag gefolgt von 1-2 gut sitzenden Schlägen zu setzen, weil es hier schon so viel Schmerzen und Desorientierung auslösen kann beim Aggressor, daß man sich entfernen kann. So eine Aktion dauert idR nicht länger als 1-2 Sekunden. Dafür muß auch das Timing stimmen, nicht nur die Geschwindigkeit. (Wobei ich das Timining für wichtiger erachte)
Natürlich weiß ich, daß es sein kann, daß man trotzdem weitermachen muß. Es gibt keine 100% und man muß das Chaos nutzen, daß in so einem Kampf entsteht und sich in ihm fließend bewegen.
Dennoch, ist es wichtig einen Kampf so schnell es geht zu beenden. Gründe dafür gibt es genug.
Ein Gedanke zu ”Einen längeren Kampf vermeiden“