Warum Fitness so wichtig ist. Meine Geschichte.

Ich habe ja schon mehrfach geschrieben, was ich von einer fitten Person erwarte.

Es ist ein sehr hoher Anspruch und vielleicht bist du auch nicht meiner Meinung

Für mich ist es aber der Goldstandard.

Meine Kindheit und der Sport

Ich habe mein Leben lang irgendeine Form von Bewegung ausgeübt.

Meine Eltern waren so großzügig und haben mich durch viele Sportarten hindurch begleitet.
Vom Kinderturnen als 3-jähriger hin zu Judo, Fußball, Handball, Basketball und Leichtathletik. Und dann kam das Abitur und ein anschließendes Sportstudium auf Lehramt (Zweites Fach war Geschichte. Ja, das ging damals noch)

Das Problem (und Coaches sind Problemlöser) an der Sache war aber, daß ich mit 11 Jahren auf einmal Migräneattacken entwickelt habe. Und das zweite Problem war, daß, immer wenn ich Phasen hatte wo ich keinen Sport machte, diese Attacken zunahmen.

DAS ist mir aber erst seit ein paar Jahren bewußt.

Migräne

Migräne wurde damals von vielen belächelt und wird es heute auch noch. Es ist etwas nicht greifbares, daß dich komplett übermannt und in einen Ganzkörperschmerz ausstrahlend vom Gehirn versetzt. Meine Kindheit und Jugend habe ich also auch in abgedunkelten Zimmern, kotzend mit einem kalten, nassen Waschlappen auf der Stirn verbracht.

Und wie es auch so ist, wird man, wenn es gut läuft (und es gab ja durchweg schmerzfreie Phasen), vergesslich und denkt über nicht mehr nach, über das, was nicht greifbar ist.

Es ist ähnlich wie das Verhalten von Menschen in der heutigen Coronasituation.

Das Virus ist nicht sichtbar. Die Zahlen sind verschwindend gering (Sommer 2020) und man wird wieder übermütig und unüberlegt. Und dann schlägt es mit Macht zurück.

Warum?

Weil es nicht mehr weg geht.

Und dasselbe ist der Fall mit Migräne. Ich habe es als Jugendlicher und auch junger Erwachsener nicht als Teil von mir identifiziert. Es war da. Zwar unerwünscht, aber nicht greifbar. Unsichtbar.
Es gab Wochen, da war es nicht präsent. Und dann kam es zurück und hat mich für 3-5 Tage in seinen Schmerz gezogen.

Epilepsie

Die Migräneattacken gingen so weit, daß ich mit Anfang Mitte 20 epileptische Anfälle bekam. Das ist ungewöhnlich. Den Zusammenhang mit der Migräne sah aber nur mein Hausarzt.

Erst einmal wurde ich auf Hirntumor untersucht, wurde wochenlang auf einer neurologischen Station durchgecheckt und auf Medikamente eingestellt.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch keinen Sport mehr betrieben. Bestimmt 2 Jahre nicht, bis auf das bisschen während des Studiums. Ich hatte anderes vor, wie Musik machen, Parties und Saufen.

Durch die epileptischen Anfälle verlor ich dann auch noch alles weitere. Meine damalige Freundin hatte Angst vor den Anfällen und verschwand. Ich mußte Auftritte absagen (ich spielte damals in einer Horror-Punk Band. Ziemlich erfolgreich hier oben in Flensburg. Wir hießen Noctunes). Meine Freunde waren zum Glück ziemlich cool und haben immer auf mich aufgepasst, wenn wir nachts unterwegs waren. Auch bei mir zuhause, haben sie aufgepasst. Sie sind und waren die Besten!

Ich mußte damals im Krankenhaus unterschreiben, daß ich nicht mehr Autofahren durfte. Diese ganze Vorsicht, die auf mich niederprasselte, verunsicherte mich und ich gab so ziemlich alles auf.

Zum Glück habe ich in der Zeit aber auch meine zukünftige Frau kennengelernt, die ziemlich locker mit der Sache umging und mich immer stützte.

Die Medikamente waren dann auch noch schuld, daß ich einen Bluthochdruck bekam. Dafür gab es das nächste Medikament.

Neustart

Und da hörte es für mich auf. Ich war 25 und wurde nur mit Hinweisen und Medikamenten vollgepumpt, wobei die folgenden Medikamente nur wegen der Nebenwirkung andere Meds gegeben wurde. Irgendwie grotesk.

Ich war gar nicht darauf aus meine Epilepsie zu bekämpfen, sondern den Bluthochdruck, als ich beschloß, zu laufen.

Laufen sollte ja gut gegen Bluthochdruck sein.

Also, ging es los und nach 4 Minuten war auch schon alles wieder vorbei. Meine Lunge brannte, meine Beine schmerzten.
Aber am nächsten Tag ging es wieder ein Stück weiter. Schmerzen aushalten kann ich. Und stur bin ich auch.

Das steigerte sich so weit, daß ich nach einem halben Jahr 10km locker laufen konnte und meine Blutdruckmedikament schon eine Weile abgesetzt hatte. Alles hatte sich reguliert.

Ich hatte aber auch seit 6 Monaten keinen Anfall mehr gehabt. Also setzte ich gegen den Rat meines Neurologen die Medikamente ab und intensivierte mein Sportprogramm stattdessen.

Ich lief jetzt jeden Tag 10km. 7 Tage die Woche. Keine Pause. Und es ging mir fantastisch.

Und dann habe ich mich ein Jahr auf einen Marathon vorbereitet und bin 2002 in Hamburg gelaufen und zwei Jahre später habe ich meine Frau geheiratet.

Epileptische Anfälle habe ich bis heute nicht bekommen.

Rückfall

Und obwohl es mir so gut ging (auch Migräne war auf ein Minimum reduziert), bin ich in einen Rückfall meines Verhaltens zurückgeschlittert.

Weil ich es nicht begriffen hatte.

Ich habe 2002 meine Ausbildung in der Krankenpflege begonnen. Pflege ist, wie vielleicht einige wissen, ein Freizeitkiller. In der Pflege wird verlangt, daß man sich aufopfert für andere. Und das habe ich auch gemacht.

Vollgas.

Mir ging es ja auch gut.

Das langsame Ansteigen meiner Migräneattacken, also die Frequenz der Attacken, habe ich erst nicht gemerkt.

Ja, ich war im Fitnessstudio, nein ich lief nicht mehr und ja, ich hatte angefangen Muskelmasse aufzubauen.

Ich glaube heute, daß mich der weitere Sport (auch wenn es etwas anderes war), mehr Zeit verschafft hat. Trotzdem war es 2014 soweit und ich war wieder dort, wo ich Ende der 90er gewesen bin.

Migräne. Ausfälle auf der Arbeit. Gespräche, die wenig brachten, sondern nur den Druck erhöhen sollten.

Und da zog ich abermals die Notbremse und reduzierte mein Engagement in der Pflege. Ich kann mich schließlich nur um andere kümmern, wenn es mir selbst gut ging. Und Pflege saugt dich aus. Man verliert auch schnell die Selbstwahrnehmung in der Pflege.

Ich erinnerte mich, wie ich es schon einmal geschafft hatte und startete neu.

Und da bin ich heute. Viele Erfahrungen reicher. Meine Selbstwahrnehmung ist geschärft. Und ich werde mir das alles nicht mehr versauen.

Ich kann nicht „niemals“ sagen. Ich arbeite nur daran.

Warum erzähle ich das alles?

Probleme lösen zu können, bedeutet auch unangenehme Entscheidungen zu treffen. Wir müssen in ständiger Bewegung bleiben. Ausruhen dürfen wir am Besten gar nicht.

Leben ist Bewegung. Dazu gehört auch das hinfallen, kriechen, stehen, laufen, gehen…Kommt meiner Definition von Fitness ziemlich nahe, oder?

Deshalb ist Fitness so wichtig. Es geht nicht um das Sixpack oder die 300kg Squat. Es geht um Bewegung in irgendeiner Form.

Geistige Beweglichkeit wird aber nur besser, wenn die körperlicher Bewegung vorhanden ist.

Unsere Basis ist der Körper und dann kommt erst unserer Verstand. Nicht umgekehrt.

Meine Erfahrung

Ich liebe meinen Beruf als Krankenpfleger. Ich habe 15 Jahre Erfahrung auf einer Suchtstation in einer geschlossenen Psychiatrie. Ich liebe die Arbeit mit Suchtkranken. Und ich mußte in diesen Jahren lernen, daß ich nicht anders bin.

Ich bin abhängig vom Umgang mit meiner Migräne. Halte ich sie nicht im Zaum, bricht sie aus. Und dann habe ich viel Mühe, sie wieder einzusperren.

Das bedeutet für mich 7 Tage Sport pro Woche. Das dosiere ich natürlich, aber ich mache jeden Tag etwas. Ausserdem ernähre ich mich vegan, was zwar anders Gründe hat, mir aber trotzdem hilft.

Es bedeutet auch, daß ich meinen Beruf in der Pflege massiv eingeschränkt habe.

Wir alle haben unsere Probleme und wir alle fallen immer wieder in alte Gewohnheiten zurück. Das „bewußt werden“ ist für viele unangenehm und viele sagen sich auch „was soll’s“. Der vermeintlich angenehmerere Weg ist aber der falsche.

Wir müssen schwierige Entscheidgungen treffen, um weiter zu kommen.

Problemlöser

Ich löse Probleme. Und das kann ich aufgrund meiner langen Erfahrung mit anderen und mit mir, sehr gut.

Meine Entscheidung für mich war die Reduzierung aus einem Beruf, den ich liebte. Heute gucke ich mit Skepsis auf die Pflege.

Systeme ändern sich nicht für einen. Systeme existieren. Man muß sich selbst verändern und ein eigenes System installieren.

Ich habe meine Migräne heute im Griff und nicht umgekehrt.

Ich weiß heute, wie wichtig ein gesunder Körper ist. Alles hängt zusammen. Wir müssen nur bereit sein, uns dem unter zu ordnen. Fitness ist wichtig.

Sie definiert uns und macht uns zu dem, was wir sind. Nicht der Beruf.

Nur fitte Menschen können ihr Potential ausschöpfen.

Überlege mal, was du alles könntest und wie zufrieden du wärest? Gerade auch jetzt im Lockdown, wo so viele sich über Homeschooling und Homeoffice beklagen. Etwas neues bedeutet Stress.

Und wir sind zu bequem geworden. Wir wollen alles haben, ohne etwas dafür zu tun.

Der Mensch ist ein Arbeiter. Wir sind zur Bewegung verdammt.

Also, bewegen wir uns doch einfach.

Meine Zukunft

Und ich löse halt jetzt als Personal Trainer und Online Coach die Probleme anderer. Und das ist eine verdammt gute Aufgabe.

Wenn Du mit mir zusammenarbeiten möchtest, schreibe mich unverbindlich an.

Jörg Siegwarth

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